Claire und Lune – eine überzeugende Theaterdarbietung über Liebe und Verzweiflung
Eine verzweifelte Mutter trauert um ihre verstorbene Tochter, sucht Trost und Ersatz in der künstlichen Intelligenz: können geliebte Menschen, die wir verloren haben, durch einen Avatar ersetzt werden? Steht es uns zu, unsere seelische Not und Verzweiflung einer abhandengekommenen Liebe durch ein artifizielles Wesen zu lindern? Die Mimen des WW haben sich dieses aktuellen Themas angenommen und es künstlerisch auf der Bühne umgesetzt. Eine grossartige und überzeugende Leistung, die ein grösseres Publikum verdient!
Die Forschung auf dem Gebiet der sozialen Robotik schreitet voran und künstliche Gefährten erobern soziale Kontexte als intelligente persönliche Assistenten, Haushaltsroboter, Pfleger oder verstorbene geliebte Menschen. Die Vorstellung von künstlichen Partnern, von Maschinen als Ersatz für Liebe und Romantik, ist keine reine Science-Fiction-Vision mehr. Professor Coppelius versucht auf Wunsch der Mutter, für ihre zweite, noch lebende Tochter Lune einen perfekten Ersatz zu schaffen. Nicht noch einmal will sie diesen Schmerz erleben durch den Tod des eigenen Kindes. Schafft es Claire, Lune’s Gedanken und Innenleben zu adaptieren, damit sie zu einer perfekten Kopie von Lune wird. Das „Porträt“ der verstorbenen Tochter Nora ist noch nicht perfekt, ihre „Mutter“ muss der Avatar noch immer mit „Madame“ ansprechen, der Vater akzeptiert sie hingegen nicht als Ersatzwesen. Während die verzweifelte Mutter die intime Mensch-Maschine-Beziehung als innovative Entwicklung begrüsst, auch um ihre seelische Not zu lindern, hinterfragt der Vater aus einer moralphilosophischen Perspektive diese Vision vehement. Für ihn ist das Porträt seiner verstorbenen Tochter Nora lediglich eine leblose Maschine, die Gefühle nur simuliert. Er will und wird verhindern, dass Lune das selbe Schicksal widerfahren wird.
Es wäre zu wünschen, dass diese grossartige Theateraufführung, bei der jeweils die jungen Mimen die Themen bestimmen, mehr Resonanz bei Schülerinnen und Schülern, aber auch bei Lehrpersonen findet. Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaterensembles dürfen auch gerne in die einzelnen Klassen gehen und für ihre Theaterabende werben. Und könnten nicht auch die Deutschlehrpersonen mit ihren Klassen einen Besuch in ihr Programm einbauen? Noch kann heute Freitag und morgen Samstag nachgeholt werden, was (zu) viele bisher verpasst haben. Si