Die alte Dame zu Besuch
Rache ist archaisch, alt und wenig ehrwürdig. Dennoch besucht sie uns, tritt vor die Türen unserer Seele, bittet um Einlass. Und sie ist geduldig.
«Ich warte.»
Sieht es zunächst danach aus, dass der Milliardärin die Türe vor der Nase zugeschlagen wird, so ändert sich das Meinungsbild im Laufe der Zeit. Während die Welt atemlos am kleinen, mittlerweile ruinierten Ort Güllen vorbeizieht, geht dem sündigen Täter von einst langsam die Luft aus. Dunkle Schatten ziehen über den Platz an der Sonne. Die Waage in Schieflage gleicht einem sinkenden Schiff: Ill ist dem Untergang geweiht. Ist das Gerechtigkeit?
«Lieber arm denn blutbefleckt!»
Ein frommer Wunsch, der sich nicht realisiert. Mit Hoffnung geköderte Menschen haben wenig Lust, an ihrem Unglück zu wachsen.
«Wir werden reich, weil wir schwach sind.»
Zu blendend die Verlockung, zu deutlich das Unausgesprochene, zu einleuchtend die Sachlage.
«Die Axt im Hause ersetzt den Zimmermann.»
Was buchstäblich nach einem Lifehack aus Tells Zeiten klingt, ist im vorliegenden Falle ein Indiz für die sich ankündigende Selbstjustiz. Rot und röter, zunehmend dichter, zieht das Blut der Erde seine Spur durch Güllen.
Verleumdet, verraten, verstossen. Was dem Opfer von einst widerfuhr, holt den reuigen Sünder ein. Wenn Vergangenheit und Gegenwart zusammenkommen, Schuld auf Sühne trifft und Gerechtigkeit mit Rache verwechselt wird, dann wird Gericht gehalten.
Muss es auch so enden? — Natürlich nicht!
Die Fantastischen 17 haben der hauseigenen Theater-Tradition Ehre gemacht und ihr ein weiteres buntes Mosaikstück hinzugefügt. Wir sagen danke!
«Du darfst jetzt schweigen.»
Si / Rg / Fotos Es