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Wenn Journalismus zur Detektiv-Arbeit wird

Was tun Journalist:innen, wenn sie recherchieren? ?Mit welchen Methoden gehen sie vor? Wie kommt man unbekannten Sachverhalten auf die Spur? Im Auditorium des SRF-Studios im Meret Oppenheim-Hochhaus erhalten die Schüler:innen der G3e unter Leitung des Medienjournalisten Philipp Cueni Einblicke in den aussergewöhnlichen Alltag zweier Journalisten (Reihe „Medien im Dialog“).

Maj-Britt Horlacher hat Jura studiert, als freie Journalistin gewirkt und beim Radio gearbeitet. Heute ist sie Reporterin bei SRF Investigativ. Oliver Zihlmann hat an der Uni Basel promoviert im Fach Geschichte, war Korrespondent der SonntagsZeitung in Berlin und arbeitet heute für den Recherchedesk bei Tamedia.

Etwas ans Licht zerren, das bestimmte Leute im Geheimen halten wollen; Verborgenes erkennen und aufdecken. Dies sei das Kernelement des investigativen Journalismus. Anhand zweier Beispiele, in welchen investigative Journalist:innen kriminelle Machenschaften aufdecken, namentlich Gewalt und Missstände im Umgang mit Flüchtlingen, die illegal abgeschoben werden, oder verdächtige Finanzstrukturen (Stichwort «Briefkastenfirmen» und «Panama-Papers»), wird aufgezeigt, wie journalistische Detektivarbeit aussehen kann.

Die Pressefreiheit sei in der Schweiz sehr ausgeprägt. Gleichzeitig gebe es viele Widerstände, die die Recherche erschwerten. Dies brauche Zeit, Nerven und Durchhaltevermögen. Wissen, Erfahrung, Netzwerk und die internationale Zusammenarbeit mit anderen Reporter:innen ermöglichten es, an heikle und nützliche Informationen zu kommen. Eine Möglichkeit hierzu sei die sogenannte Investigativ-Box. Auf diese Weise könnten Informant:innen anonym heikle Hinweise zu Missständen deponieren. Whistleblower machten sich in der Regel nämlich strafbar: Ein Arzt, der über Pfusch in einem Krankenhaus berichtet, verstosse etwa gegen das Arztgeheimnis. Ein:e Informant:in sei folglich auf Geheimhaltung angewiesen.

Investigativer Journalismus sei oftmals Knochenarbeit, man müsse sich durch trockene Aktenberge oder durch einen Wust von Datenbanken kämpfen. Es könne durchaus sein, dass KI hierbei künftig eine wichtige Rolle spiele, um die Recherche zu unterstützen. Chat GPT sei jedenfalls schon hilfreich, etwa im Bereich Medizin.

Richtig spannend wird es, als die beiden Journalisten Einblick in konkrete Recherche-Projekte im Zeichen der Wahrheit. Ein konkretes Beispiel ist zu finden unter:

http://Impact Investigativ – Im Schiffsgefängnis – Wie Italien illegal Flüchtlinge abschiebt – Play SRF

Es sei unbedingt notwendig, das Fairness-Prinzip zu beherzigen. Dies bedeute, alle involvierten Parteien müssten

 

Gelegenheit haben, Stellung zu beziehen und den eigenen Standpunkt zu erläutern. Diese und andere Grundsätze seien zu finden im Journalistenkodex des Schweizer Presserats.

Die Frage, ob man sich auf die Suche begibt oder eine Spur verfolgt, sei davon abhängig, ob es im öffentlichen Interesse liege, Licht in eine bestimmte dunkle Ecke zu bringen. Am Ende einer erfolgreichen Recherche stünden dann Geschichten. Und mit der Veröffentlichung einer gelungenen Recherche könne durchaus Gutes bewirkt werden – auch im Sinne des Service Public.

Rg, 04.05.2023

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