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„… doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.“

„Welch göttliches Gesetz habe ich verletzt?
Was soll ich Arme zu den Göttern nach aufschauen?
Welchen Helfer ruf ich an?
Heiss ich doch, weil ich fromm war, Frevlerin!“

-> Fotos und Bericht der Aufführung

Deschda und Kascha suchen eine neue Heimat. Ihre alte ist nicht mehr bewohnbar. Die Welt droht in Wassermassen zu versinken. Einzig möglicher Zufluchtsort ist Terra Hepta.

„Wir sind die Zukunft.“

Über alle sieben Weltmeere strömen sie herbei – die Flüchtenden, und ihr Ziel ist es, an neuer Stätte eine sichere Bleibe und eine Perspektive zu haben. Dass nicht jeder mit offenen Armen empfangen wird, zeigt sich schon an den Gestaden Terra Heptas.

„Niemand sollte ohne seine Familie leben müssen.“

Ein neues Gesetz besagt: Neuankömmlinge werden unterteilt in Nützliche und Nutzlose. Erstere erhalten Einlass durch die Tore Terra Heptas, Letzteren bleibt dieses Privileg versagt. Sollten sie dennoch versuchen, in der sicheren Hochburg unterzutauchen, so gelten sie als illegal.

„Aufspüren, verwahren, abschieben.“

Deschda und Kascha werden getrennt. Die eine hat einen Nutzen für Terra Hepta, die andere nicht. Sagt die Bürokratie. Antigone ist Teil des Verwaltungsapparats. Sie soll entscheiden, wer Aufnahme findet und wer nicht. Eine Aufgabe, die sie vor den grössten inneren Konflikt ihres Lebens stellt. Wem soll sie folgen? Egal, wie sie sich entscheidet. Zorn und Strafe ist ihr gewiss. Soll sie pflichtbewusst die Anweisungen der Übermutter und Staatspräsidentin – nota bene ist sie zudem die künftige Schwiegermutter Antigones – oder das Gebot der Menschlichkeit befolgen? Für Antigone keine Frage. Mit der Gewissheit, nicht nur ihrem Herzen, sondern auch dem gnädigen Gott des Mondes zu vertrauen, verbirgt sie die Illegale in ihren Gemächern.

„Du kannst nicht alle retten.“

Die Spürhunde des Staates riechen Lunte, nehmen Fährte auf und kommen ihr auf die Schliche. Das Schicksal einer Illegalen ereilt nun auch Antigone. Aufrechten Hauptes stellt sie sich der Gerichtsbarkeit. Sie wird in die Verbannung geschickt und kommt in den Fluten des tosenden Meeres um. Ihr Gewissen jedoch ist rein.

„Leg dich nicht mit dem Allmächtigen an.“

Terra Hepta ist ins Ungleichgewicht geraten. Der Gott des Mondes zürnt. Die Einsicht der Staatspräsidentin kommt. Sie anerkennt die Unmenschlichkeit ihrer Gesetze und begnadigt Deschda, macht sie zur Bürgerin ihrer Heimat. Auf Anraten ihres Sohnes richtet sie sich selbst. Ihre Sühne besänftigt den göttlichen Zorn, Terra Hepta ist gerettet. Und hat eine Zukunft.

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Der WW-Theatergruppe unter Leitung von Marie-Louise Uehlinger und Ralf Bühler ist eine hervorragende Adaption der griechischen Sophokles-Sage gelungen. Die Bezüge des antiken Stoffes bis tief hinein in unsere Gegenwart und Gesellschaft sind schmerzhaft offensichtlich. Hilfesuchende werden kriminalisiert. Nur wer uns nützt, kann bleiben. Aber welchen Nutzen hat der Mensch? Und muss ein Lebewesen überhaupt einen Nutzen haben, um existenzberechtigt zu sein? Und wer entscheidet, was nützlich ist? Sogenannte Nutzlose werden abgestempelt, abgewiesen, wie Parasiten dargestellt und behandelt – das hatten wir schon einmal.

Und Retter werden zu Verrätern. Doch: Wer flüchtet, braucht Hilfe. Wer Hilfe braucht, dem muss geholfen werden. Wenn der letzte Vorhang fällt, müssen wir uns wohl daran messen lassen.

Diese Geschichte passiert auch bei uns. Jetzt.

Text von Stefan Rüegger

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Fotos von Giuseppe Esposito

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